Visitation im Hochstift Naumburg/Zeitz

Signatur:
LASA, A 29d, I Nr. 1956/1
Auftraggeber:
Amsdorff, Nicolaus von (* 1483-12-03 † 1565-05-14)
Visitator:
Menius, Justus (* 1499-12-13 † 1558-08-11)
Amsdorff, Nicolaus von (* 1483-12-03 † 1565-05-14)
Einsiedel, Heinrich Hildebrand von (* 1497-09-29 † 1557-12-06)
Bearbeiter:
Rothe, Vicky
Literatur:
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts, Erste Abtheilung. Sachsen und Thüringen, nebst angrenzenden Gebieten, Zweite Hälfte, hrsg. von Emil Sehling. Leipzig 1904, 53-91.
Ernst Hoffmann, Naumburg a. S. im Zeitalter der Reformation. Ein Beitrag zur Geschichte der Stadt und des Bistums. Leipzig 1901.
Bemerkung:
Bei dem vorliegenden Protokoll handelt es sich ausschließlich um die Mängelwiedergabe der einzelnen Orte; Bestands- und Besitzaufnahmen finden hier nicht statt. Es muss daher davon ausgegangen werden, dass noch weitere Orte visitiert wurden, die nicht in dem zusätzlichen Mängelverzeichniss aufgenommen worden sind. Hinzu kommt die problematische politische Situation, die im Hochstift Naumburg aufgrund der Streitigkeiten um den Bischofsitz (Auseinandersetzung zwischen dem altgläubigen Julius Pflug als rechtmäßigen Amtsinhaber und dem eingesetzter evangelischer Bischof Nikolaus von Amsdorf) herrschte. Aus diesem Grund verweigerten sich viele Orte, darunter auch Naumburg und Zeitz, der Visitation. Der Schreiber des Protokolls war Thomas Tschirpp, was dem Deckblatt des Protokolls zu entnehmen ist. Besonderheit dieses Protokolls ist es, dass es eines der wenigen Zeugnisse der Visitation von 1545 darstellt. Die bislang gefundenen Aufzeichnungen beziehen sich, anders als bisher in der Literatur angenommen, auf die zweite Visitation von 1564/65 und nicht auf die erste Visitation von 1545. [Siehe dazu: Kurt Wartenberg: Es war ein Irrtum, in: Herbergen der Christenheit. Jahrbuch für deutsche Kirchengeschichte (1965), S. 66-68.] Die zeitgenössische Bindung, das ebenso zeitgenössische Ortsverzeichnis mit den entsprechenden Seitenverweisen, wie auch der Vermerk auf Bl. 57r („Item hierbey der zinße, ßo von wusten Düben [=Döben], ßo eins bischoffs zu Naumburgk lehen, durch m[einer] g[nädigen] h[erren] hertzog Mortitz etc. visitatoren gein Hassenhausen geschlagen; zugedenck[en].“) legen eine Niederschrift vor 1547 nahe, da Moritz von Sachsen hier noch als „Herzog“ bezeichnet wird, er aber erst durch den Schmalkaldischen Krieg 1547 zum Kurfürst von Sachsen erhoben wurde. Die Identifikation des „von Einsiedels“ als Heinrich Hildebrand von Einsiedel ist als wahrscheinlich anzusehen, da er zum einen neben seinem Bruder Heinrich Abraham (1504–1568) und seinem Stiefbruder Haugold von Einsiedel (um 1462–1522) zu den ersten sächsischen Adligen gehörte, die sich offen zur Reformation bekannten, wie auch Kontakte mit Luther (1522 Treffen in Borna) und Spalatin (gegenseitige Paten für ihre Kinder) pflegte. Zum anderen tritt er bereits 1528 und 1533 als kurfürstlicher Visitator auf – hatte also auf diesem Gebiet bereits Erfahrung gesammelt – und war als ein Vertrauter und Ratgeber der Ernestiner und Albertiner, besonders unter Moritz von Sachsen, aktiv. [Vgl. Elisabeth Werl: Die Familie von Einsiedel auf Gnandstein während der Reformationszeit in ihren Beziehungen zu Luther, Spalatin und Melanchthon, in: Herbergen der Christenheit (1973/74), S. 47-63.]